top of page

Ein Plädoyer für die Verbannten


„I was never looking for the right words or emotions. I am looking for the kind of silence within that would not judge the „wrong ones“." – Rebelleheart by Karin Sziva  (not published yet)


In einer Welt voller "schneller Lösungen" und Coachingversprechen wie „Endlich nicht mehr traurig sein“ oder „Eine Meditation gegen deine Angst“, möchte ich ein Plädoyer halten – für das, was wir meist weghaben wollen: unsere Gefühle. 

Unsere sogenannte Dunkelheit. Die Anteile in uns, die schreien, weinen, ängstlich sind.



Dieser Text entspringt keinem neutralen Blick. Es ist ein sehr persönlicher. Ich spüre ein Zitronengesicht, das sich zeigt, wenn ich mit diesen Hochglanzversprechen konfrontiert bin. Ich spüre, wie sich mein Körper zusammenzieht – wie in einem inneren Widerstand, der Nein sagt. Und ich weiß, wie leicht ich selbst immer wieder in diese Abkürzungen hineintappe. Doch mein Körper macht da nicht mit. Ich war kürzlich krank. Nicht schwer, aber klar. Mein starkes Immunsystem reagierte nicht mehr wie gewohnt. Zuerst einfach nur darniedergelegen, durch das viele Nichts, die Unfähigkeit auch nur einen Gedanken zu fassen oder etwas zu tun, war da nur eines. Spüren. 

Und plötzlich war sie da – die Wut. So heftig, dass ich mich selbst nicht wiedererkannte. Gereiztheit. Angst. Irritation. Symptome, als wollten sie mir etwas sagen. Und das taten sie auch. Ich habe- wieder- gelernt, hinzuhören. Moment für Moment. Und dieser Text ist Teil davon.


Wir leben in einer Zeit, in der es scheinbar für alles ein „Tool“ gibt. Wenn das Tool nicht funktioniert?

Dann warst du nicht diszipliniert genug. Hast nicht genug positiv gedacht. Hast nicht genug visualisiert. Nicht genug „Füllegefühle“ erzeugt. Sprich: Du bist selbst schuld.


Doch so funktioniert menschliches Erleben nicht.


Gefühle entstehen in älteren, prä-verbalen Hirnregionen wie dem limbischen System oder der Amygdala. Das Denken – im präfrontalen Cortex – kommt oft erst danach. Trotzdem glauben wir, unsere Gedanken wären das Zentrum unserer Wahrheit. Sie sind nur das, was wir bewusst bemerken.

Doch Gefühle, die nicht gefühlt werden dürfen, schreien weiter – und zeigen sich in kreisenden Gedanken, innerer Unruhe, oder sogar Krankheit.


Und mehr noch: Was wir im Außen sehen – Kriege, Gewalt, kollektives Gegeneinander – ist aus derselben Wurzel geboren wie das, was in unseren Familien geschieht, in unseren Beziehungen, in unserer eigenen Brust. Schmerz, der nicht gehalten wurde. Angst, die keinen Raum bekam. Verletzungen, die in der Tiefe gespeichert blieben.

Man stelle sich vor, dieselben hochglanzpolierten Methoden würden einem Menschen im Gazastreifen präsentiert – oder einem jüdischen Überlebenden mit den Worten: „Lass die Vergangenheit los. Nur mit positiven Gedanken kannst du ein neues Leben erschaffen.“ Es wäre nicht nur zynisch – es wäre eine Entwürdigung.


Diese Spirale der Gewalt – ob psychisch, emotional oder physisch – dreht sich weiter, solange wir versuchen, zu fliehen. Solange wir lieber coachen, verbessern, „wegvibrieren“, als zu halten, zu spüren, zu ehren.


Was wäre, wenn wir statt „wegdenken“ einfach mal spüren würden? Den Körper wahrnehmen. Den Schmerz, die Angst, die Scham da sein lassen. Ohne Ziel. Ohne Optimierung. Nur da.


Dann könnten wir aufhören, gegen uns selbst zu kämpfen. Und anfangen, wirklich lebendig zu sein.

Ein Plädoyer für unsere verbannten inneren Anteile – und für eine neue Form von Heilung:


radikal fühlend, radikal wahrhaftig.


Wer mag, kann Anfang Juni einfach hier dabei sein "Me, myself & Love", spürende Meditation sowie Austausch

1.6. | 8.6. | 15.6.2025, 3x Sonntags, 19:30 Uhr via Zoom, ca.60 -70min, mit Aufzeichnung zusätzlich

Kostenbeitrag: € 45,-




 
 
 

Comentarios


bottom of page